Viele Interessenten fragen mich, wie läuft eigentlich eine anonyme Risikovoranfrage in der Praxis ab, wie viel Zeit wird dafür benötigt und sind die Ergebnisse daraus wirklich verbindlich?

Aus diesem Grund möchte ich mal von einem positiven Beispiel aus der Praxis berichten und damit Sie sehen, dass sich die Aufarbeitung der Gesundheitshistorie und das Einholen von Arztberichten wirklich lohnen kann.

Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung zählt nämlich nicht die Schnelligkeit, wie schnell der Antrag gestellt wird, sondern die gründliche Aufarbeitung der Gesundheitshistorie und die wahrheitsgemäße Beantwortung der Fragen zur Gesundheit.

Aber nun zum Bericht in chronologischer Zusammenfassung der letzten 3 Monate. 

Die Anfrage

Am 05.01.2022 habe ich folgende Anfrage von einer Interessentin zur Berufsunfähigkeitsversicherung erhalten:

Im Anschluss an diese Anfrage habe ich die Interessenten angerufen und sie hat mir Ihre Vorgeschichte erzählt, vor allem in Bezug auf Ihren Beruf und die Vorerkrankungen der letzten Jahre. Daraufhin war meine Empfehlung, dass es wenig Sinn ergibt, über Tarife und Versicherer zu sprechen, wenn wir gar nicht wissen, ob Sie am Ende aufgenommen werden würde von den Gesellschaften oder diese sogar einen Risikozuschlag (=Beitragserhöhung) verlangen würden.

Aus diesem Grund müssen wir eine unverbindliche und anonyme Risikovoranfrage durchführen, um herauszufinden, welcher Versicherer sie aufnehmen würde und wenn ja zu welchen Konditionen (ggf. mit Leistungsausschluss oder einem Risikozuschlag, der zu einer Erhöhung vom Beitrag führt). Dafür ist es aber zwingend notwendig, dass sie Ihre Gesundheitshistorie aufarbeitet und die Fragen zur Gesundheit, welche alle Versicherer stellen für die vergangenen 3 bzw. 5 oder auch 10 Jahre, wahrheitsgemäß beantworten kann.

Die anonyme Risikovoranfrage

Hierzu hat die Interessenten am 07.01.2022 eine vorgefertigte E-Mail mit einer Anleitung von mir zugeschickt bekommen und die Links zu allen notwendigen Unterlagen sowie zu meinem BU-Leitfaden zur richtigen Absicherung gegen Berufsunfähigkeit.

In den Tagen bzw. Wochen danach hat die Interessentin div. Auskünfte bei Ärzten und bei der kassenärztlichen Vereinigung eingeholt, um die Fragen auf meinem Formular vollumfänglich und wahrheitsgemäß beantworten zu können. Die Gesundheitshistorie wurde sorgfältig aufgearbeitet und alle Antworten wurden sehr ausführlich gegeben (div. Muster habe ich Ihr zur Verfügung gestellt), sodass hoffentlich keine Rückfragen von den Gesellschaften kommen bzw. auch keine Fragebögen, welche wir verhindern wollten, da in diesen nicht auf eine zeitliche Begrenzung der Fragen verzichtet wird.

Hier ein Auszug aus den Unterlagen, damit Sie sehen, wie ausführlich die Interessentin geantwortet hat:

Am 24.01.2022 habe ich von der Interessentin die Unterlagen für die anonyme Risikovoranfrage erhalten und an die von mir ausgewählten Versicherer versendet, die in Bezug auf ihren Beruf und auf ihre Vorerkrankungen Sinn ergeben. Bei der Risikovoranfrage ergibt es wenig Sinn, die Unterlagen einfach wahllos an 50 Gesellschaften zu verschicken, da es für jedes individuelle Risiko (=versicherte Person mit dem Beruf und Vorerkrankungen) den passenden Versicherer bzw. die passenden Versicherer gibt. Allerdings war ich hier der Meinung, da das Krankheitsbild nicht eindeutig war und ich die Hoffnung hatte, eine positive Antwort zu erhalten, mehr Versicherer anzuschreiben.

Die Rückmeldung der Versicherer

In den darauf folgenden Tagen habe ich nach und nach die Ergebnisse erhalten und gesammelt, bis ich diese dann am 02.02.2022 der Interessentin präsentiert habe.

Hier eine Übersicht der Ergebnisse:

Wie Sie sehen, gab es auch einige Gesellschaften, die einen Versicherungsschutz komplett abgelehnt haben. Eine Gesellschaft hat gar nicht geantwortet – trotz Nachfrage, ein paar Gesellschaften hatten weitere Rückfragen und die meisten Gesellschaften haben einen Leistungsausschluss (=LA) für die Wirbelsäule und für die Haut verlangt.

Da die Alte Leipziger „nur“ einen Leistungsausschluss für die Haut in Aussicht gestellt hat, haben wir uns auf diesen Versicherer konzentriert, da der Rücken unbedingt mitversichert werden sollte – war auch meine klare Empfehlung.

Anbei eine Grafik vom GDV (=Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft) über die häufigsten Ursachen für Berufs- und Erwerbsunfähigkeit:

Wie Sie sehen, ist die dritthäufigste Ursache der Bewegungsapparat, wozu auch die Wirbelsäule gehört, und daher war es umso wichtiger, dass wir die Wirbelsäule mitversichert bekommen.

Da ich aber eine realistische Chance gesehen habe, dass wir auch noch die Haut mitversichert bekommen, hat die Interessentin nochmal einen Arztbrief bei deren Dermatologen angefordert, welchen wir am 20.02.2022 an die Alte Leipziger gesendet haben.

Voller Hoffnung habe ich das Ergebnis erwartet, welches am 28.02.2022 gekommen ist:

Leider blieb es beim Leistungsausschluss der Haut.

Der Antrag wird eingereicht

Nun ja, dafür ist der Rücken mitversichert und ich habe mit der Interessentin die letzten Fragen zur Absicherung gegen Berufsunfähigkeit geklärt. Ich habe aber die Interessentin nochmal gebeten, dass Sie die Angaben zu der Vorerkrankung der Haut überarbeitet, alles wesentlich ausführlicher und umfangreicher formuliert als in der Voranfrage und nochmal mit Ihrem Arzt spricht, dass dieser den Arztbrief über einen längeren Zeitraum ausstellt.

Gesagt, getan, alles ging sehr flott und nach Rückmeldung der Interessentin, dass ihr alles vorliegt, hat sie am 11.03.2022 den Antrag von mir erhalten, welchen ich am 19.03.2022 zurückbekommen habe.

Insgesamt hatte der Antrag mit allen Anlagen und der Risikovoranfrage 36 Seiten:

Nach Überprüfung aller Angaben habe ich diesen bei der Gesellschaft noch am selben Tag (19.03.2022) eingereicht, damit die Interessentin in den Genuss vom vorläufigen Versicherungsschutz kommt, der an dem Tag beginn, wo der Antrag gestellt wird. Die weiteren Regelungen können Sie in den Bedingungen für den vorläufigen Versicherungsschutz zur Berufsunfähigkeitsversicherung nachlesen, welche ich Ihnen als PDF zur Verfügung stelle:

Bedingungen für den vorläufigen Versicherungsschutz

Der genehmigte Antrag mit Überraschung

Am 28.03.2022 habe ich die Police von der Alte-Leipziger vorab als PDF erhalten. Zur Sicherheit überprüfe ich immer alle Policen auf die Eckdaten, ob auch wirklich alles richtig aus dem Antrag übernommen worden ist. Hierbei ist mir auf der Seite 1 folgende Ergänzung aufgefallen:

“Nach erneuter Prüfung können wir auf den Leistungsausschluss verzichten und den Vertrag ohne Erschwerung dokumentieren.“

Hier der Auszug aus der Police:

Ein wirklich tolles Ergebnis für meine Kundin, welches ich Ihr sofort mitgeteilt habe und der Aufwand hat sich für sie wirklich gelohnt, dass sie alles nochmal ausführlicher formuliert und geschrieben hat. 

Alle Unterlagen wurden meiner Kundin digital über unsere App Simplr zur Verfügung gestellt, worüber Sie jederzeit und egal wo auf der Welt auf deren Dokumente zugreifen kann.

Hier die Antwort der Kundin per E-Mail am darauf folgenden Tag:

Fazit

Wie schon am Anfang erwähnt sehen Sie, dass sich die sorgfältige Aufarbeitung der Gesundheitshistorie für Sie lohnen kann und alles in allem hat der ganze Vorgang ca. 3 Monate gedauert, von der Anfrage bis zur Aufnahme bei der Gesellschaft. Mittlerweile hat die Kundin die Police auch im Original erhalten und der Vorgang ist für mich erstmal abgeschlossen. Ich freue mich sehr, dass ich ein tolles Ergebnis für die Neukundin erzielen konnte, auch wenn der Aufwand für sie sehr groß war. Aber am Ende zählt das Ergebnis.

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