Ich stelle gleich zu Anfang eine Frage, bei der manch einer den Kopf schüttelt. Ist eine Riester-Rente wirklich sinnvoll?

Viele fragwürdige Zeitungsberichte auf der einen, wie Stammtischparolen auf der anderen Seite, behaupten dies ja vehement.

Und: ist es überhaupt förderlich für mein Geschäft, wenn ich den Sinn eines Rentenmodells per se anzweifle? Sollte ich nicht vom ersten Satz an dieses und alle anderen artverwandten Modelle in den höchsten Tönen loben?

Nein! Es geht mir in diesem Artikel um etwas ganz anderes. Ob nämlich eine Riester-Rente gut oder schlecht ist, muss im Einzelfall entschieden werden. Um für jeden Kunden treffend zu entscheiden, ob es passt, muss erst einmal Licht ins Dickicht der Gerüchte und Halbwahrheiten in Bezug auf die Riester-Rente gebracht werden. Dies habe ich in diesem Artikel vor.

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Anhand der von mir gesammelten Tatsachen und Fakten können Sie, lieber Leser und liebe Leserin, sich die ersten Gedanken zum Thema selber machen, sich ein akkurates Bild verschaffen, und auf dieser Basis eine qualifizierte Entscheidung treffen. Das ist meine Vorstellung von faktenbasierter Information.


Gliederung


Wie funktioniert eigentlich das Modell Riester?

Die Riester-Rente wurde von der Bundesregierung geschaffen, um Bürger dazu zu ermutigen, sich neben der Basisrente weitere Ansprüche zu verschaffen, damit im Alter keine Versorgungslücken entstehen.

Beim Thema Riester-Rente werden Ihnen viele Aspekte begegnen, die kompliziert und auch komplex sind. In diesem Artikel sollen möglichst viele Fragen beantwortet werden. Um zu berechnen, welcher Riester-Vertrag unter welchen Voraussetzungen das beste Verhältnis an guten Leistungen zu geringen Kosten bietet – dafür ist mehr als ein Taschenrechner notwendig. Sie sollten daher auf jeden Fall mit einem Berater gesprochen haben, der Ihnen verschiedene Modelle vorrechnen kann, bevor Sie einen Vertrag unterschreiben.

Das Schichten-Modell

Wenn es um die Riester-Rente geht, wird häufig von einer Vorsorge der zweiten Schicht gesprochen. Um diesen Begriff einordnen zu können, erkläre ich kurz das Schichten-Modell.

Sinnbild - Schichten der Altersvorsorge

Jeder Arbeiter und jeder Angestellte, aber auch viele Selbständige, wie Handwerker, Künstler, Publizisten, Hebammen und selbstständige Lehrer, zahlen regelmäßig in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Daraus wird von der Deutschen Rentenversicherung – einem Träger des öffentlichen Rechts auf Bundesebene – der jeweilige Anspruch auf Renten ermittelt, abhängig von der Höhe der Abgaben und der Dauer der abgabenpflichtigen Beschäftigung. Diese Rentenversicherung, die praktisch verpflichtend ist, wird als erste Schicht bezeichnet.

Die erste Schicht…

…besitzt eine Besonderheit gegenüber der dritten, und vielen der zweiten Schicht. In der ersten Schicht wird ein Anspruch auf monatliche Rente erwirtschaftet, der fix ist und gleich bleibt, unabhängig davon, für wie viele Jahre er überhaupt genutzt wird. Ein kerngesunder Mensch kann nach dem Eintritt ins Rentenalter noch viele Jahre leben und Rente beziehen, die in Summe die eingezahlten Beträge übersteigt. Auf der anderen Seite kann ein Mensch schon kurz nach der Pensionierung von uns gehen, dann hat er sein gesamtes Arbeitsleben hindurch für nichts und wieder nichts einbezahlt.

In den anderen Schichten der Rentenversicherung werden Beiträge und ausgezahlte Renten so bemessen, dass jeder Versicherungsnehmer für sein eigenes Volumen verantwortlich ist.

Die dritte Schicht…

…ist dabei vollkommen dem Nehmer überlassen. Sie unterscheidet sich insofern auch nicht von jedem anderen Sparvertrag, denn es wird – hier wie dort – regelmäßig Geld einbezahlt, im Idealfall verzinst oder durch Investition vermehrt, und dann ausbezahlt, wenn der Zeitpunkt dazu gekommen ist.

Rentenversicherungen der dritten Schicht können daher wahlweise als Einmalbetrag am Tag der Pensionierung zur Auszahlung gefordert werden. Sie können im vorzeitigen Todesfall an nachfolgende Erben weitergegeben werden. Dies ist bei einer staatlichen Rente nicht möglich. Dafür werden Rentenversicherungen der dritten Schicht auch aus keiner öffentlichen Kasse subventioniert.

Die zweite Schicht…

…ist für die Riester-Rente interessant. Zwar ist eine Versicherung der zweiten Schicht freiwillig, jedoch besitzt sie einen gewissen Anteil an staatlicher Förderung, bzw. eine rudimentäre Steuerbegünstigung.

Die wichtigsten Kriterien einer Riester Rente

Ich habe ja schon die wichtigsten Vorteile erwähnt: die Förderung und die Steuervorteile. Aber darauf gehe ich später ausführlich ein. Zunächst möchte ich einige der ebenfalls häufig genannten Aspekte erklären.

Rentenfaktor

Mit dem Rentenfaktor wird über einige Umwege dargestellt, wie alt Sie werden müssen, damit sich Ihre Rente lohnt.

Der Rentenfaktor ist ein Multiplikator für das angesparte Kapital, und ergibt die monatlich auszubezahlende Rente. Deshalb kann ein Rentenfaktor nicht alleine stehen, sondern muss immer in Bezug auf einen Kapitalbetrag angegeben werden. Deutlich wird dies an einem Beispiel. Ein Pensionär, der eine Riester-Rente mit dem Faktor 40 je 10.000 € abgeschlossen hat, wird also für jede 10.000 Euro, die er bis zum Eintritt ins Rentenalter angespart hat, monatlich 40 Euro Rente erhalten.

Im gerade genannten Beispiel würden also 250 Monate ab dem Renteneintritt vergehen, bis die angesparte Einlage aufgebraucht ist, und der Versicherer ins Risiko bzw. Minus geht. Dies sind knapp 21 Jahre. Dies wäre keine schlechte Anlage, denn beim Rentenalter von 67 Jahren plus knapp 21 müsste ein Sparer 88 Jahre alt werden, um mehr Rente zu beziehen, als er einbezahlt hat. Dieses Alter ist in unseren Zeiten keine Seltenheit.

Ein weiteres Beispiel wäre ein Rentenfaktor von 25 je 1000 €. Hier würde es schon über 33 Jahre dauern, bis der Sparer wirklich einen guten Schnitt macht. Allerdings müsste er dafür über 100 Jahre alt werden, beim Renteneintritt mit 67 Jahren. Dies ist aber wiederum die Ausnahme.

Halten Sie sich diese Größenordnungen vor Augen, bevor Sie einen Riestervertrag unterschreiben. Je höher der Faktor, desto früher kommen Sie ins Plus. Und lassen Sie sich versichern, dass dieser Faktor auch garantiert ist.

In diesem Artikel habe ich den Rentenfaktor und seine Bedeutung für sie ausführlicher erklärt. Hier klicken und weiterlesen

Aktienquote

Das angesparte Geld aus einem Riester-Rentenvertrag wird nicht in einen Sparstrumpf gesteckt oder in der Matratze eingenäht. Im Idealfall soll das Kapital durch sinnvolle Anlagen vermehrt werden. Bei allen Geldanlagen gibt es immer die Balance aus Risiko und Rendite. Aktienfonds versprechen hohe Renditen bei hohem Risiko, das heißt, dass der Sparer auch leer ausgehen kann. Festverzinsliche Anlagen versprechen eine sichere Rendite, die aber selten deutlich über der Geldentwertung bzw. Teuerung liegen.

Riester-Verträge ermöglichen dem Sparer, wenn sie gut sind, einen Mix aus Sicherheit und Rendite zu wählen, der durch die Aktienquote ausgedrückt wird. Welche Strategie hier empfehlenswert ist, werde ich im Verlauf des Artikels aufzeigen.

Kosten

Die Kosten sind einer der hauptsächlichen Kritikpunkte an Riester-Verträgen. Die ersten Anbieter von RentenVersicherungen nach Riester hatten – naturgemäß – die staatliche Förderung im Vordergrund. Hinter diesem offensichtlichen Vorteil für jeden Versicherungsnehmer verbargen die Verträge immens hohe Gebühren. So waren es vor allem die Versicherungsgesellschaften, die indirekt von der Förderung profitierten.

Zwischenzeitlich wurde es im Sinne des Verbraucherschutzes als gesetzlich verpflichtend eingeführt, dass jeder Riester-Vertrag als festen Bestandteil eine Broschüre führen muss, die sämtliche Aspekte des Vertrages auflistet, und dabei die Kostenseite transparent macht.

Wie die Riester-Rente ausbezahlt wird

Eine monatlich ausbezahlte Rente wird als Leibrente bezeichnet. Diese stellt den zentralen Gedanken einer Riester-Rente dar. Eine gleichbleibende Leibrente stellt jedoch nicht die einzige Möglichkeit dar, die Vorteile einer solchen Altersvorsorge zu nutzen.

Statt einer Leibrente kann ein Auszahlungsplan vereinbart werden, der bestimmten Bestimmungen unterliegt. Die monatlich ausbezahlten Beträge müssen dabei jedoch stets steigen oder gleich bleiben.

Ein Teil des angesparten Kapitals kann als einmalige Pauschale zum Renteneintritt ausgeschüttet werden. Dieser darf 30% nicht übersteigen.

Statt in einen Kapitalfonds einzuzahlen, können die Einlagen auch unter bestimmten Bedingungen zur Finanzierung einer Wohnimmobilie genutzt werden.

Lesen Sie mehr dazu auf meinem Blog: Riester auszahlen lassen: Auszahlungsphase, Steuer-Vorteile, Vererbung Ja/nein

Finanzstärke

Versicherungsgesellschaften häufen naturgemäß große Verpflichtungen an. Entsprechend groß müssen die Finanzpolster der Versicherungsgeber sein. Diese sogenannten Risikorücklagen können bei ungünstiger Lage aus Sicht des Versicherers schrumpfen. Dies passiert dann, wenn die Versicherungsnehmer älter werden und länger leben, als bei der Erstellung des Vertrags ursprünglich angedacht. Doch auch andere Szenarien führen dazu, dass das Finanzpolster der Gesellschaften kleiner wird.

Versicherungsgeber, denen die Finanzstärke fehlt, immer ausreichende Deckung bereitzustellen, behalten sich häufig eine spätere Anpassung der Leistungen vor. Solche Verträge sind für den Versicherungsnehmer pures Gift! Wird zum Beispiel der Rentenfaktor vor Renteneintritt nach unten geändert, erhält der Pensionär einfach so weniger Geld, ohne dass sich etwas an den anderen Eckdaten, insbesondere bei den monatlichen Raten beim Sparen geändert hat.

Wer darf überhaupt Riester-Rente beantragen?

Das Riester-Rentenmodell steht nicht per se allen Menschen zur Verfügung. Es wird unterschieden zwischen den mittelbar und unmittelbar begünstigten Personen, wobei es möglich ist, direkt oder indirekt mittelbar begünstigt zu sein. Es sind also drei Personenkreise, die begünstigt werden.

Unmittelbare Zulageberechtigung

Unmittelbar zulageberechtigt ist jeder Arbeitnehmer, der bei der Rente pflichtversichert ist. Weiters gehören Beamte, Richter und Berufssoldaten, sowie Beamten bei der Altersversorgung gleichgestellte Personen dazu – außerdem Landwirte, die pflichtversichert sind. Auch Bezieher von Arbeitslosengeld 1 und Kindererziehende sind Teil dieses Personenkreises.

Sind Sie bereits Bezieher einer Rente wegen Erwerbsminderung oder erhalten Sie Versorgung wegen Dienstunfähigkeit, können Sie ebenfalls unter bestimmten Voraussetzungen unmittelbar Begünstiger sein. Am besten sollten Sie dazu einen Berater ansprechen.

Mittelbare Zulageberechtigung

Ehegatten eines unmittelbar Zulageberechtigten können als mittelbar Zulageberechtigte ebenfalls einen Riester-Vertrag abschließen. Dabei müssen beide Ehegatten einen eigene Riester-Rente beantragt haben. Der oder die mittelbar Zulageberechtigte muss überdies mindestens 60 Euro pro Beitragsjahr in den Vertrag einzahlen.

Ebenfalls ist Voraussetzung, dass die Ehegatten in einer tatsächlich existierenden Ehe leben, und ihren hauptsächlichen Wohnsitz in der EU haben.

Nicht mittelbare Zulageberechtigung

Ob Sie nicht mittelbar zulageberechtigt sind, hängt insbesondere davon ab, ob Sie in einer berufsständischen Versorgungseinrichtung pflichtversichert sind, die wiederum von der Versicherungspflicht in der inländischen gesetzlichen Rentenversicherung befreit ist.

Auch wenn Sie freiwillig in der inländischen gesetzlichen Rentenversicherung versichert sind, können Sie zum Kreis der nicht mittelbar Begünstigten zählen.

Die maßgeblichen Vorteile der Riester-Rente

Ich habe eingangs erwähnt, dass die beiden großen Vorteile einer Riester-Rente in der staatlichen Förderung und in einer steuerlichen Begünstigung liegen. Hier soll nun ein Einblick ermöglicht werden, um alle Zusammenhänge zu verstehen.

Staatliche Förderung

Das zugrundeliegende Ansinnen der Bundesregierung war es, Menschen zu einer freiwilligen Altersabsicherung zu motivieren, um zusätzlich zur staatlichen Rente zur Versorgung beizutragen. Diese Absicherung wird daher aus staatlichen Mitteln finanziell gefördert.

Der Förderbetrag – auch Grundzulage genannt – ist fix, und wird von Zeit zu Zeit angepasst. Zum Jahresbeginn 2020 beträgt der vom Staat zur Verfügung gestellte Zuschuss 175 Euro jährlich. Zusätzlich ist für jedes Kind, das vor dem 1. Januar 2008 geboren wurde, ein Zuschuss von 185 Euro in Form der Kinderzulage möglich, bzw. 300 Euro für jedes Kind nach diesem Datum.

Eine einmalige Ausbildungszulage, der Berufseinsteiger-Bonus, wird in Höhe von 200 Euro für Menschen unter 25 Jahren ausgeschüttet.

Steuerbegünstigung

Die Eigenleistung des Sparers und die Zulagen vom Staat können steuerlich als gewinnmindernd veranlagt werden, das heißt, sie bewirken eine Reduzierung des Steuer-Brutto. Der Steuervorteil ist auf maximal 2100 Euro pro Jahr limitiert.

Lesen Sie mehr dazu auf meinem Blog:

Beides zusammen geht nicht!

Staatliche Förderung und Steuervorteile schließen sich gegenseitig aus, das heißt, der Sparer kann immer nur einen der beiden Vorteile genießen. Hierfür führt das Finanzamt die sogenannte Günstigerprüfung durch, bei der festgestellt wird, welcher der beiden dem Sparer einen größeren Vorteil bringt.

Die volle Begünstigung ist immer an die Bedingung geknüpft, dass mindestens 4% des jährlichen Einkommens in die Riester-Rente einbezahlt werden.

Daher gilt die Hausregel, dass sich für Geringverdiener die Zulage lohnt, während Besserverdienende eher von der Steuerbefreiung profitieren. Die Berechnung wird durch das Finanzamt durchgeführt, und der Sparer hat darauf keinen Einfluss.

Für die Ermittlung, ob sich die Riester-Rente überhaupt lohnt, ist es aber notwendig, zu wissen, in welche Kategorie man fallen wird.

Darum lohnt sich auch die Steuerbegünstigung

Eine Riester-Rente muss im Alter als Einkommen mit versteuert werden. Sie fragen sich vielleicht, wie sich dann eine Steuerbegünstigung überhaupt rechnet. Hierbei wird angenommen, dass das Einkommen nach der aktiven Zeit als Arbeitnehmer geringer ausfallen, und damit auch die Steuerklasse günstiger sein wird.

In der Sparphase werden dadurch größere Beträge bei den Steuern eingespart, als später bezahlt werden müssen. Zudem hilft diese Regelung, dass in der Zeit des Ansparens mehr flüssige Mittel zur Verfügung stehen, zum Beispiel für eine Geldanlage.

Lesen Sie mehr dazu auf meinem Blog:

Worauf Sie beim Abschluss einer Riester-Rente achten sollten

Wie bei vielen anderen Geldanlagen spielen auch bei einer Riester-Rente viele Aspekte eine Rolle. Rentenfaktor, Aktienquote, Rendite oder Sicherheit. Es werden unterschiedliche Produkte für Riester-Sparer angeboten, und um eine wirklich fundierte Entscheidung treffen zu können, muss man sich mit den speziellen Gegebenheiten auseinandersetzen.

Kosten bzw. Gebühren

Der Abschluss einer Riester-Rente wird vom Versicherungsgeber mit einer Gebühr belegt. Davon lebt der Versicherer und bezahlt unter anderem die Provisionen seiner Versicherungsagenten. In der Menge der unterschiedlichen angebotenen Verträge existiert auch eine große Spanne an verschiedenen Gebührenstrukturen.

Die Gebühren sind ein weiterer Aspekt, mit welchem das Einkommen des Versicherungsgebers sichergestellt wird. Die Gebühren sind der sichere Grundstock für eine Versicherung, denn diese werden immer und in absehbarer Höhe fällig, im Gegensatz zur nicht vorhersehbaren Entwicklung eines Investitionsportfolios, und nicht zuletzt der Anzahl der Jahre, die ein Kunde als Rentenbezieher verbringt.

Auf der einen Seite sind die Gebühren der Teil der Einnahmen, mit denen der Versicherer sicher rechnen kann. Auf der anderen Seite sind – besonders kurz nach Einführung der Riester-Rente – zum Teil immense Gebühren erhoben worden, die dem Sparer schon vom ersten Tag an einen Verlust bescheren, den dieser aber dank der staatlichen Förderung nicht als solchen wahrnahm.

Achten Sie also darauf, wie transparent Ihr Anbieter seine Gebührenstruktur darstellt, und wie hoch die Gebühren insgesamt sind. Hier ist es wichtig, die Informationsbroschüre ausgiebig zu studieren, damit Sie verstehen, welcher Anteil der Förderung von den Gebühren wieder ‚aufgefressen‘ wird.

Rentenfaktor

Der Rentenfaktor ist ein Mittel für die Versicherungsgeber, die Profitabilität eines Riester-Vertrags zu steuern. Je kleiner der Rentenfaktor ist, desto länger muss der Versicherungsnehmer leben, damit sich der Rentenvertrag wirklich lohnt.

Das staatliche Rentensystem ist in der Theorie so aufgebaut, dass es davon profitiert, wenn Menschen kürzer leben, als der errechnete Durchschnitt, und dass diese Profite eingesetzt werden, um für diejenigen Menschen zu bezahlen, denen ein längeres Leben geschenkt wurde, als die durchschnittliche Lebenserwartung vermuten ließe. Viele der für die Riester-Rente entworfenen Verträge bauen jedoch auf ein System, bei dem der Versicherungsgeber immer profitiert, es sei denn der Versicherungsnehmer erreicht ein geradezu methusalemisches Alter von 98 oder gar 100 Jahren.

Der Faktor wird immer ausgedrückt durch die zu erwartende monatliche Rente pro 10.000 Euro angespartes Kapital. Damit entsteht die einfache Rechnung von 10.000 geteilt durch den Faktor, dies ergibt die Anzahl der Monate, die nach Renteneintritt die Rente kassiert wird, um ‚Null auf Null‘ herauszukommen.

Diese Rechnung hilft aber nur, um einen Näherungswert zu erhalten, denn die staatliche Förderung ist dabei nicht eingerechnet. Abhängig davon, wie lange vorher in die Versicherung eingezahlt wurde, und in welchem Verhältnis Eigenanteil zu Förderung steht, muss ein substantieller Teil dieses angesparten Kapitals nicht vom Sparer selbst gestemmt werden. Dennoch ist aus Sicht des Sparers nicht einzusehen, wieso der Großteil der staatlichen Förderung in den Tresoren der Versicherung verschwinden sollte, anstatt an den Versicherungsnehmer ausgezahlt zu werden.

Lassen Sie sich am besten von einem Berater ausrechnen, wie rentabel ein bestimmter Rentenfaktor bei Berücksichtigung von Laufzeit, Förderung, Eigenanteil und Lebenserwartung sein wird.

Aktienquote

Ein weiterer Aspekt, der in der vorangegangenen Rechnung ignoriert wurde, ist die Aktienquote. Der Grundgedanke ist, dass die Versicherung mit dem angesparten Geld spekuliert, um das auszuschüttende Kapital wachsen zu lassen. Selbstverständlich nehmen sich die Gesellschaften dabei einen Anteil an der erwirtschafteten Rendite, was auch vollkommen in Ordnung ist. Die Aktienquote bestimmt den Anteil dieser sogenannten volatilen Investitionen am Gesamtportfolio im Vergleich zu fest verzinsten Anlagen.

Ob nun das Kapital in einen Aktienfonds investiert wird, oder ob eigene Fondsmanager über die direkte Investition in ein Aktienportfolio wachen – in jedem Fall birgt die Aktienquote die Gefahr eines Verlustes. Für die Versicherungsgesellschaften ist es ein häufig verwendetes Mittel, dieses Risiko zu 100% auf den Sparer abzuwälzen, in dem der Rentenfaktor nicht zu Vertragsbeginn festgeschrieben wird, sondern von der Versicherung vor Renteneintritt willkürlich festgelegt werden kann.

Für den Sparer nicht sofort zu durchschauen, entsteht dadurch ein Vertragsverhältnis, bei dem sich die Versicherungsgesellschaft nach eigenem Ermessen aussuchen kann, wieviel Profit dabei für sie hängenbleibt. Nach diesem Verfahren ist, vor allem bei unbedarften Kunden, jede Möglichkeit für Missbrauch und Wucher gegeben. Ein fairer Anbieter hingegen wird einen variablen Rentenfaktor zwar dafür verwenden, einen Verlust für das eigene Unternehmen zu vermeiden, dabei aber immer auch auf eine gute Ausschüttung für den Sparer achten.

Wenn Sie jetzt sagen, dass es für Sie als Verbraucher nahezu unmöglich ist, hier noch die Spreu vom Weizen zu trennen, angesichts willkürlicher Vertragsbestandteile, einer unbekannten Gewinnerwartung durch die Aktienquote, und der Ungewissheit in Bezug auf die Lebenserwartung – dann gebe ich Ihnen vollkommen Recht. Aus diesem Grund sind Berater penibel darauf geschult, hier neutrale Tipps zu geben, die auch im Sinne des Sparers sind.

Sie erkennen einen guten Anbieter daran, dass er transparent macht, in welcher Weise Ihr Geld investiert wird, und mit welchen Mitteln das Risiko eines Verlustes von der eigenen Gesellschaft ferngehalten wird.

Größe und Tradition der Versicherung

Ich habe Ihnen unter der Rubrik Finanzstärke einen Hinweis gegeben, auf das Finanzpolster des Versicherungsunternehmens zu sehen. Es gibt zwei Hintergründe für diesen Ratschlag. Der erste ist die Stabilität. Jedes Unternehmen kann in Schieflage geraten, ob durch schlechtes Management, oder durch andere unglückliche Umstände. Je größer das Unternehmen ist, und je länger dessen Geschichte in die Vergangenheit zurückreicht, desto besser hat die Versicherung bewiesen, in ihrem Markt bestehen und erfolgreich sein zu können.

Der zweite Hintergrund sind neuartige Finanzinstrumente, die unter dem Kürzel ‚FinTech‘ zusammengefasst werden. Bei diesen, mehrheitlich von sehr jungen Unternehmen oder sogar Start-Ups angebotenen Produkten, ist die Basis der Verwaltung und Vermehrung des Kapitals auf modernste Trends ausgerichtet.

Diese können crowdbasierte Investitionsmöglichkeiten sein, oder Spekulationen auf Krypto-Währungen. Keins dieser Finanzinstrumente ist per se schlecht. Jedoch fehlt diesen jungen Unternehmen in den meisten Fällen die Masse, um eine länger andauernde Phase einer schlechten Geschäftsentwicklung zu überstehen, ohne das angesparte Kapital der Versicherungsnehmer anzutasten.

So entsteht das Risiko, dass ein Unternehmen schlicht vom Markt verschwindet, bevor Ihre wohlverdiente Rente zur Auszahlung kommt.

Fazit

Sicherlich wäre es ideal, einen Riester-Vertrag mit geringen Gebühren und hohem Rentenfaktor abzuschließen, der zudem eine satte Kapitalvermehrung durch erfolgreiche Spekulation bei gesunder Finanzdecke sicherstellt. Aber wie Sie sich sicher denken können, existiert eine solche Anlage nicht.

Der Anbieter Ihrer Riester-Versicherung wird also immer in der einen Disziplin punkten, während er in der anderen eher schlechter dasteht. Die Aufgabe, in diesem Dickicht der Möglichkeiten das ideale Produkt zu finden, ist keine leichte – da bin ich ganz ehrlich, und möchte auch keine falschen Erwartungen wecken. Ich habe daher auch schon mehrfach erwähnt, dass es keine Schande ist, sich von einem Berater unterstützen zu lassen.

Lohnt sich Riester überhaupt?

Die Antwort auf diese Frage ergibt sich für jeden Menschen aus der Berechnung der Eckdaten. Deshalb gibt es an dieser Stelle kein Ja und kein Nein. Man kann aber durchaus einige Überlegungen vorab anstellen.

Für Geringverdiener lohnt es sich zum Beispiel fast immer. Der Grund dafür sind die fixen Beträge der staatlichen Förderung. Diese Förderung wird nämlich nicht auf die angesparte Summe draufgelegt, sondern sie kann verwendet werden, um den Mindestsparbetrag aufzubringen.

Der Mindestbetrag, der für die Riester-Rente aufgebracht werden muss, beträgt 4% des Einkommens. Nur dann erhält der Sparer die volle Förderung. Wird ein geringerer Prozentsatz einbezahlt, sinkt auch die Förderung in entsprechender anteiliger Höhe.

Ein Geringverdiener mit 16.000 Euro Jahreseinkommen und einem Kind muss einen Sockelbetrag von 400 Euro jährlich aufbringen (4% aus 16.000 Euro). Grundzulage (175 Euro) und Kinderzulage (185 Euro) ergeben zusammen 360 Euro, das heißt, der Sparer muss nur noch 40 Euro aus eigenen Mitteln aufbringen, um den vollen Betrag in die Riester-Rente einzuzahlen.

Wird dieser Betrag in ein gutes Riester-Produkt eines fairen Anbieters investiert, dann entsteht ein sicherer Gewinn für den Sparer.

Für Besserverdienende ist es deutlich schwieriger, die Gewinnmöglichkeiten zu ermitteln. Hier müssen die Steuervorteile mit der Laufzeit kombiniert und mit der zu erwartenden geringeren Steuerquote im Rentenalter aufgerechnet werden. Letztlich ist diese Rechnung zwar komplex, aber nicht unmöglich.

In manchen Situationen kann es durchaus sein, dass es kein Riester-Produkt gibt, dass sich für den Sparer wirklich lohnt. Ein guter Berater wird Sie übrigens darauf aufmerksam machen, wenn das der Fall ist – und nicht auf Biegen und Brechen versuchen, Ihnen dennoch einen Vertrag anzubieten.

Was es für Sie abschließend noch zur Riester-Rente zu wissen gibt

Zwei abschließende Punkte möchte ich noch kurz ansprechen, die nicht unwesentlich sind, und die im Verlauf dieses Artikels schon erwähnt wurden.

Pauschalbetrag 30%

Neben der Leibrente besteht für den Sparer die Möglichkeit, sich bis maximal 30% des angesparten Kapitals beim Renteneintritt als Pauschalbetrag auszahlen zu lassen. Auch wenn dahinter die etwas makabre Überlegung steckt, wahrscheinlich nicht lange genug zu leben, um die Leibrente voll auszunutzen: Die Auszahlung lohnt sich fast immer.

Achten Sie nur darauf, das Geld sofort wieder sinnvoll anzulegen, damit Sie lange etwas davon haben.

„Wohnriestern“

Seit dem Jahr 2008 besteht die Möglichkeit, die staatliche Riester-Förderung in eine eigene Wohnimmobilie zu investieren. Dabei gibt es eng gefasste Voraussetzungen, unter welchen diese Zulage möglich ist. Im idealen Fall wird dann beispielsweise ein Baudarlehen zum Teil aus den staatlichen Förderungen getilgt, wodurch 1:1 ein Vorteil für den Sparer entsteht.

In jedem Fall ermöglicht das Wohnriestern eine gewisse Unabhängigkeit von den doch recht komplexen Verträgen der herkömmlichen Riester-Versicherungen. Ich habe Ihnen in einer separaten Kolumne die Vor- und Nachteile des Wohnriesterns im Detail erklärt. Hier klicken und lesen.

Rückfragen / weitere Unterlagen zur Riester-Rente

Wenn Sie dazu weitere Fragen haben, senden Sie mir bitte eine E-Mail zu (info@marco-mahling.de) oder nutzen mein Kontaktformular.